Beatrix Morath
Zurich
Zurückhaltung lautet das Credo der Stunde – zumindest unter den Schweizer Konsumenten. Wie unsere aktuelle „Consumer Priorities Survey“ zeigt, müssen sich sowohl der Handel als auch die Konsumgüterhersteller sowie der Gastronomie- und Freizeit-Sektor in der Schweiz auf ein weiterhin zurückhaltendes Verbraucherverhalten einstellen. Laut der Studie, die im Oktober 2023 unter 1.000 Verbrauchern in der Schweiz durchgeführt wurde, will ein wesentlicher Anteil aller Befragten im kommenden Jahr die Ausgaben über alle Konsumsektoren hinweg reduzieren. Grund dafür sind zum einen die steigenden Kosten für Wohnen, Gesundheit und Mobilität, zum anderen bestehende sowie neue geopolitische Krisen. Die Folge: Die Konsumentenstimmung lässt spürbar nach, wie auch die letzte Umfrage des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) bestätigt. Als Konsequenz müssen sich Anbieter für längere Zeit auf eine sinkende Nachfrage einstellen. Zusammen mit den steigenden Betriebskosten wird dies die Konsolidierung in mehreren Konsumsektoren weiter beschleunigen.
Lebensmittelsektor weniger stark betroffen als der Non-Food-Bereich in der Schweiz: Anbieter müssen sich auf rückläufige Nachfrage und noch stärkere Preissensitivität einstellen
Laut der Studie planen rund 20% aller Befragten im Jahr 2024 ihre Ausgaben für Lebensmittel zu reduzieren. Viele wollen dabei auf die oftmals günstigere Discounter-Alternative setzen. Eine wesentliche Rolle beim Einkaufsverhalten werden zukünftig auch Aktionen sowie rabattierte Ware spielen: So erwarten wir u.a. eine steigende Nachfrage nach Lebensmitteln, die kurz vor dem Ablaufdatum stehen und somit zu einem vergünstigten Preis verkauft werden. Trotz der Verschiebung zu günstigeren Preislagen scheint der Lebensmittelsektor vergleichsweise milde davon zu kommen. Noch härter wird die Zurückhaltung der Konsumenten den Non-Food-Bereich im kommenden Jahr treffen. Denn was im Food-Bereich günstiger eingekauft wird, landet im Non-Food-Bereich immer öfter erst gar nicht im Einkaufswagen. Mehr als ein Drittel aller Befragten bekundet die Absicht, sowohl bei Elektronik- (45%), Sport- (43%) und Baumarktartikeln (42%) als auch bei Kleidung (37%) zukünftig weniger auszugeben.
Urlaub, Essen und Entertainment – der Trend geht zu den eigenen vier Wänden
Auch für die Reise-, Gastronomie- und Unterhaltungsbranche fällt die Prognose für das kommende Jahr zurückhaltender aus. Dies ist vor allem auf zwei Faktoren zurückzuführen: Einerseits lässt der Corona-bedingte Nachhol-Effekt der vergangenen beiden Jahre allmählich nach. Andererseits dämpft der finanzielle Engpass vieler Haushalte aufgrund steigender Lebenserhaltungskosten zusätzlich die Ausgabebereitschaft. Besonders betroffen ist laut den Umfrageergebnissen der Bereich „Außer-Haus-Unterhaltung“: 38% der Befragten wollen hier ihre Ausgaben einschränken, gefolgt von den Sektoren Gastronomie- (33%), Reise- und Tourismus (32%). In diesen Bereichen wird die große Mehrheit der Befragten, die sparen wollen, mehr Zeit zu Hause verbringen und die Ausgaben für Veranstaltungen, Restaurantbesuche oder Reisen deutlich reduzieren.
Über die Studie
Für die Studie „Consumer Priorities Survey“ wurden zwischen Oktober und November 2023 insgesamt mehr als 10.000 Konsumentinnen und Konsumenten durch YouGov befragt, darunter 1.000 aus der Schweiz.