Deutsche Verbraucher haben nach wie vor allem Bedenken bezüglich Reichweite, Mangel an Ladestationen und Dauer des Ladevorgangs

In China – dem größten Automobilmarkt der Welt – ist nun fast jeder Befragte bereit, als nächstes Fahrzeug ein rein batteriebetriebenes Elektrofahrzeug (BEV) zu kaufen, während das Interesse an reinen BEVs in Deutschland nur noch langsam wächst. Das zeigen die Ergebnisse des globalen 2024 International Electric Vehicle Consumer-Sentiment Survey von AlixPartners. Das Wichtigste in Kürze:

  • Der Anteil derjenigen, die "sehr wahrscheinlich" oder "wahrscheinlich“ Batterieelektrofahrzeuge (BEVs) in Betracht ziehen, steigt in China von 73% im Jahr 2019 auf 97% im Frühjahr 2024
  • In Deutschland hat sich dieser Anteil von 36% im Jahr 2021 nur leicht auf 41% erhöht. Nur 41% der Befragten in Deutschland halten es bis 2035 für "sehr wahrscheinlich" oder "wahrscheinlich", ein batteriebetriebenes Elektrofahrzeug zu erwerben oder zu leasen
  • 70% der Befragten in Deutschland, die "sehr wahrscheinlich" oder "wahrscheinlich" Batterieelektrofahrzeuge kaufen oder leasen würden (Frühjahr 2024), würden eine chinesische Marke in Betracht ziehen und geben den Preis als entscheidenden Faktor für diese Entscheidung an 
  • Von den in Deutschland Befragten, die "sehr wahrscheinlich" oder "wahrscheinlich" ein BEV in Betracht ziehen, sagen dennoch 74%, dass sie im direkten Vergleich BEV vs. PHEV eher an einem PHEV (Plug-in-Hybrid) als nächstes Fahrzeug interessiert sind

China führt aktuell im globalen Wettbewerb um Elektrofahrzeuge

Für die Studie, durchgeführt von Ende März bis April 2024, wurden 10.000 Verbraucher aus neun Ländern (China, Deutschland, Frankreich, Indien, Italien, Japan, Saudi-Arabien, Vereinigtes Königreich und Vereinigte Staaten) befragt. Sie zeigt, dass in China der Anteil derjenigen, die „sehr wahrscheinlich“ oder „wahrscheinlich“ batteriebetriebene Elektrofahrzeuge (BEVs) kaufen oder leasen, von 73% im Jahr 2019 in der erneuten Befragung nun auf 97% gestiegen ist. In Deutschland hat sich dieser Anteil von 17% im Jahr 2019 auf 41% im Jahr 2024 erhöht.


China agiert bereits wie ein reifer BEV-Markt, in welchem die Verbraucher Elektrofahrzeuge als logische Alternative betrachten. Dies ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen, darunter ein gut entwickeltes Ladesystem für Elektrofahrzeuge und für den Verbraucher attraktive, da hochmoderne, Fahrzeuge, mit stark softwaredefinierten Features. Nach jahrelangem Praxistest auf ihrem heimischen Markt schaffen chinesische BEV-Hersteller nun die Grundlage für eine Expansion in internationale Märkte.

Niedrigere Preise versprechen der Erfolgsfaktor beim Markteintritt für chinesische Exporte zu werden

Im internationalen Vergleich sind chinesische Automobilhersteller vor allem in Deutschland bekannt. Unter den 41% der Befragten in Deutschland, welche „sehr wahrscheinlich“ oder „wahrscheinlich“ ein BEV kaufen oder leasen würden, gaben 71%, an, mindestens eine chinesische Marke zu kennen. In Deutschland ierbei ist die Marke BYD mit 44% am bekanntesten, gefolgt von der aufstrebenden Marke Nio. BYD ist auch bei den Befragten in anderen Ländern die mit Abstand bekannteste chinesische BEV-Marke. 


Mehr als zwei Drittel (70%) derjenigen Befragten in Deutschland, die „sehr wahrscheinlich“ oder „wahrscheinlich“ ein BEV kaufen oder leasen würden, gaben auch an, ein chinesisches BEV in Betracht zu ziehen, wenn das Fahrzeug um 20% günstiger wäre als ein ähnliches BEV von Herstellern außerhalb Chinas. In Großbritannien (68%), Frankreich (70%) und den USA (73%) ist die Bereitschaft hierzu bei entsprechend günstigen Preisen ähnlich. Diesem Trend könnte die Europäische Kommission in den nächsten Tagen durch Sonderzölle von bis zu 38,1 Prozent für Elektrofahrzeuge aus China temporär einen Riegel vorschieben. Sollten die Zölle zum 4. Juli in Kraft treten, würden diese die Fahrzeuge aus chinesischer Produktion in Europa teurer werden lassen. 

PHEVs als Alternative zu BEVs

Um im zukünftigen BEV-Wettbewerb gegen chinesische Exporte nicht wichtige Marktanteile abzugeben, ist es jetzt unerlässlich, mit der BEV-Technologie wieder in Führung zu gehen. Die größten Bedenken der Befragten sowohl global als auch in Deutschland (siehe Grafik 3) hinsichtlich BEVs sind nach wie vor die Reichweite des Fahrzeugs, ein Mangel an Ladestationen, die Dauer des Ladevorgangs und der Preis für den Kauf oder das Leasen eines BEVs.


Anstelle von BEVs wenden sich viele deutsche Verbraucher weiterhin stattdessen Plug-in-Hybridfahrzeugen (PHEVs) zu. Von den in Deutschland Befragten, die "sehr wahrscheinlich" oder "wahrscheinlich" ein BEV in Betracht ziehen, sagen dennoch 74%, dass sie im direkten Vergleich BEV vs. PHEV eher an einem PHEV (Plug-in-Hybrid) als nächstes Fahrzeug interessiert sind. Und diese Modelle werden derzeit nicht stark von den chinesischen OEMs angeboten. 

Fazit

Da China bereits wie ein reifer BEV-Markt agiert, überrascht es nicht, dass chinesische Hersteller eine internationale Expansion anstreben. Ihre ausgereiften Fahrzeuge, fortschrittliche Software, attraktives Erscheinungsbild und die deutlich günstigeren Preise stellen sie auch in Deutschland gut auf, welches den Übergang von der frühen Phase der BEV-Adoption zum Mainstream-BEV-Markt noch nicht vollständig vollzogen hat.

Für die deutsche Automobilindustrie gibt es nun wenig Spielraum für weiteres „Ausprobieren“, insbesondere da chinesische Marken aggressiv auf dem inländischen und internationalen Markt vorgehen und mit sehr kurzen Fahrzeugentwicklungszyklen durchaus schnell auf Markterwartungen zu reagieren vermögen.

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