Johannes Kraemer
Munich
In unserer Interview-Reihe “C-suite ready on the job” berichten Kolleginnen und Kollegen von ihren Erfahrungen in verschiedenen Interim-Management-Teams bei AlixPartners. In diesem Beitrag haben wir Johannes Krämer, Partner bei AlixPartners, befragt.
Als Interim Manager übernehme ich unmittelbar eine Führungsposition im Unternehmen meines Klienten und bin voll in die Organisation integriert – typischerweise ausgestattet mit einer Handlungsvollmacht. Diese erlaubt mir einen deutlich stärkeren Durchgriff in die Organisation, als dies bei einem „normalen“ Projekt der Fall ist. Ich kann somit unmittelbar Entscheidungen treffen und diese in die Umsetzung bringen, was zur deutlich schnelleren Realisierung z.B. von Einspareffekten führt. Darüber hinaus habe ich in der Regel ein deutlich kleineres, dafür hochqualifiziertes Team, das sehr eng mit den internen Teams des Kunden verzahnt ist.
Als Interim Manager stehen zunächst einmal Fachwissen und Branchenkenntnis im Vordergrund. Das sind die absoluten „Must-haves“ um einen potenziellen Kunden zu überzeugen. Darüber hinaus spielen jedoch auch Führungsstärke, kulturelle Sensibilität, Integrität und Vertrauenswürdigkeit, Ergebnisorientierung und Entscheidungskompetenz eine maßgebliche Rolle, um als Interim Manager erfolgreich zu sein. Im besten Fall ergänzt eine langjährige Berufserfahrung mit Führungsverantwortung – auch außerhalb der klassischen Unternehmensberatung – das Profil eines Interim Managers und seines Teams. Auch analytische Stärke im Team ist sehr wichtig, um schnell faktenbasierte Entscheidungen treffen zu können.
Die Zusammenarbeit mit den Teams des Kunden erfolgt natürlich – wie auch bei allen anderen Projekten – auf Augenhöhe. Ein wertschätzender Umgang ist aufgrund der engen und in der Regel mehrere Monate andauernden Zusammenarbeit besonders wichtig. Im Unterschied zu klassischen Beratungsprojekten erfolgt jedoch eine stärkere Delegation von Aufgaben an die Mitarbeitenden des Kunden, was insbesondere an der schlanken Aufstellung von Interim-Management-Teams liegt. Entsprechend ist es wichtig, die Mitarbeitenden des Kunden u.a. durch regelmäßige Feedbacks kontinuierlich zu motivieren. Darüber hinaus habe ich als Interim Manager natürlich auch eine Vorbildfunktion für die Teams auf Kundenseite und bin Ansprechpartner für Konfliktlösungen jeglicher Art.
Grundsätzlich ist zu sagen, dass die Aufgaben im Interim-Management-Team sehr vielfältig und abwechslungsreich sind, weil es bedingt durch die kleine Größe des Teams in der Regel keine Workstream-Strukturen gibt. Die Kommunikationswege bei uns sind kurz, was eine schnelle Umsetzung in kritischen Situationen ermöglicht und nebenbei auch dafür sorgt, dass ein enger Teamzusammenhalt entsteht.
Der Vorteil für die individuellen Interim-Team-Mitglieder liegt unter anderem in der steilen Lernkurve für die persönliche Entwicklung. Durch die hohe Verantwortung auch als Team-Mitglied, u.a. bedingt durch sehr starke und eigenständige Kundeninteraktion, bietet großes Potenzial, von und mit den erfahrenen Team-Kolleginnen und -Kollegen zu lernen, um später selbst eine Interim-Rolle zu übernehmen.
Die Verantwortung ist im Interim Management grundsätzlich sehr vielschichtig. Zum Beispiel bin ich schwerpunktmäßig für die Profitabilitätssicherung verantwortlich. Das heißt, ich verantworte unmittelbar die Effekte von Kosten- und Umsatz-Maßnahmen sowie deren Wirksamkeit in der GuV. Gleichzeitig fällt aber auch die inhaltliche Abstimmung zwischen Gründerfamilie, Management, Private Equity Investor und Aufsichtsrat in meinen Zuständigkeitsbereich. Hier die unterschiedlichen Sichtweisen zu balancieren, als Mediator zu agieren und sicherzustellen, dass Entscheidungen von allen Seiten gleichermaßen mitgetragen werden, ist sicherlich Kern meiner Verantwortung als Interim Manager.
Es ist wichtig, sich schnell in die Faktenbasis sowie die inhaltlichen Fokusthemen einzuarbeiten und gleichzeitig das Vertrauen und die Akzeptanz der wichtigsten Stakeholder zu gewinnen. Hierfür ist eine schnelle Integration in die Kultur des Unternehmens sowie eine kontinuierliche und transparente Kommunikation unerlässlich. Vor allem in Situationen, die ein entschiedenes und zügiges Vorgehen erfordern, sollten die Mitarbeiter jederzeit das Gefühl haben „mitgenommen“ zu werden. Andernfalls besteht ein substanzielles Risiko, dass die für Unternehmen typische Veränderungsresistenz den Erfolg des Mandats gefährdet.
Insgesamt bietet die Übernahme eines Interim-Mandats eine hervorragende Chance für die persönliche Weiterentwicklung. Daher kann ich nur jedem uneingeschränkt empfehlen, diese Möglichkeit wahrzunehmen, wenn sie sich bietet.
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