Unsere durch eine Vielzahl hochkarätiger Turnaround-Fälle und Unternehmenstransformationen gesammelte Erfahrung hat gezeigt, dass besonders fünf Voraussetzungen charakteristisch für einen Turnaround-Mindset sind und damit die Basis für einen erfolgreichen Turnaround bilden.
Eine dieser Voraussetzungen ist Proaktivität: Die Transformation rechtzeitig einzuleiten, bevor ein Wendepunkt in der Unternehmensperformance erreicht wird und der Umsatz und/oder die Rentabilität zurückgehen. Überlegene Unternehmen behalten ihre Geschäftsmodelle nicht bei, bis sie durch externe Faktoren zu einer Kursänderung gezwungen werden, sondern untersuchen fortlaufend, wie sie sich proaktiv an ständig ändernde Gegebenheiten anpassen können.
Die folgenden sieben Punkte kennzeichnen Proaktivität und tragen somit zu einem erfolgreichen Turnaround bei:
- VISIONEN AUFZEIGEN - Das Managementteam muss ein eindeutiges Ziel vor Augen haben. Das bedeutet, ein klares Verständnis dafür zu entwickeln, wie das Unternehmen transformiert werden muss. Welche Art von Unternehmen wird aus dieser Transformation erwachsen? Wie wird es aus dieser Situation stärker als zuvor hervorgehen?
Eine klare Vision hilft zu entscheiden, welche Investitionen das Unternehmen tätigen muss, auch wenn die (finanziellen) Ressourcen knapp sind. - KRITISCHE LEISTUNGSÜBERPRÜFUNG - Eine solide und schonungslose Bestandsaufnahme der aktuellen und erwarteten finanziellen und operativen Leistungsfähigkeit bildet die Basis und definiert den Bedarf der notwendigen Veränderungen.
- STRATEGISCHE KALIBRIERUNG - Zusätzlich zur taktischen Leistungsüberprüfung ist eine kontinuierliche Kalibrierung der strategischen Positionierung des Unternehmens obligatorisch. Dafür ist es notwendig, die wichtigsten Markttrends, Branchenentwicklungen, die relevanten Wettbewerber und den eigenen Kundenstamm beständig zu analysieren und die Auswirkungen von Änderungen in diesen Parametern auf das eigene Geschäft zu modellieren.
- SICH SELBST HERAUSFORDERN - Um im Geschäftsleben motiviert zu bleiben, ist es wichtig, sich herauszufordern und manchmal sogar noch wichtiger, sich herausfordern zu lassen und dadurch unterschiedliche Perspektiven zu berücksichtigen.
Von wem? Aktives Stakeholdermanagement bietet jede Menge Möglichkeiten dazu. - OFFENHEIT FÜR VERÄNDERUNGEN - Nichts ist schlimmer, als sich mit einer gegebenen Situation zufrieden zu geben. Die Dynamik kann sich– wie die COVID-19 Pandemie gezeigt hat – sehr schnell verändern. Offenheit für Veränderungen ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal von Organisationen, um zu überleben und der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein.
- INNOVATIONSFREUDE - Innovation als Haupttreiber muss sich auf alle Elemente beziehen, die das Wachstum von Umsatz und Profitabilität beeinflussen. Neben Produktverbesserungen sind auch Innovationen im Service und interne Prozessverbesserungen gefragt. Unternehmen müssen Innovationen fördern, nicht nur in ihrem F&E- oder Produktentwicklungsprozess, sondern auch in einem internen kontinuierlichen Verbesserungs- oder betrieblichen Vorschlagswesen.
- FÜHRUNGSTEAM BERÜCKSICHTIGEN - Hier geht es nicht so sehr um die Frage, wer bereits über einen Turnaround-Mindset verfügt, sondern vielmehr darum, ob alle Mitglieder des Führungsteams bereit sind, mit auf die Transformationsreise zu gehen. Wer ist in der Lage, eine Turnaround-Mentalität zu entwickeln und in der Organisation positiv zu kommunizieren? Wer kann eine Turnaround-Kultur im eigenen Verantwortungsbereich und im Gesamtunternehmen aktiv fördern? Wer hat die Fähigkeit, die Entwicklung und Implementierung von Turnaround-Initiativen voranzutreiben? Welche Defizite gibt es bei einzelnen Personen oder im Führungsteam in Summe und wie können diese behoben werden?
Nicht in jedem Unternehmen ist Proaktivität von Beginn an Teil der Kultur. Da Proaktivität aber ein wichtiges Element eines erfolgreichen Turnaround-Mindsets ist, sollte sie vor Beginn einer Transformation gezielt gefördert werden, zum Beispiel durch regelmäßige Strategie oder Business Review Workshops oder durch Einführung eines effektiven betrieblichen Vorschlagswesens.
In den kommenden Wochen werden wir in vier weiteren Blog-Posts die verbliebenen von uns identifizierten Voraussetzungen eines Turnaround-Mindsets genauer erläutern.