Nicolas Weingaertner
Frankfurt
Während der Corona-Pandemie ist das Thema „Gesundheit“ für uns alle noch einmal stärker in den Lebensmittelpunkt gerückt. Dies zeigt auch unsere aktuelle „Health & Wellness“ Studie. 40% der Befragten aus Deutschland geben an, dass ein gesunder Lebensstil in den letzten 12 Monaten wichtiger geworden ist und 34% erwarten sogar, dass dies in den kommenden 12 Monaten weiter an Bedeutung zunehmen wird.
Aber wirkt sich das auch auf unseren Konsum und unser Einkaufsverhalten aus? Hier zeigt die Umfrage ein anderes Bild: Deutsche Befragte geben nur 16% ihrer Ausgaben für gesunde Produkte und Lebensmittel aus – ein deutlicher Unterschied zur Aussage bezüglich Wichtigkeit und auch zum Wert aller global Befragten von 21%. Diese Zahlen zeigen, dass insbesondere in Deutschland ein großes Markt-Potenzial für gesunde Produkte besteht – falls die Konsumenten dazu bewegt werden können, ihre Ausgaben auch der wahrgenommenen Wichtigkeit anzupassen. Aber in welchen Produktkategorien besteht besonderer Bedarf und wie kann dieser gedeckt werden?
Wenn wir die verschiedenen Produktkategorien betrachten, wird in Deutschland insbesondere bei Fleisch / Fisch, Molkereiprodukten sowie Backwaren auf gesunde Produkte geachtet. Auffällig ist auch die sehr hohe Bedeutung bei Tiernahrung, welche die hohe emotionale Bindung zu Haustieren widerspiegelt. Bei sämtlichen abgefragten Produktkategorien ist die angegebene Wichtigkeit deutlich höher als der Anteil der Ausgaben, was das große Potenzial für den Ausbau eines gesunden Produktangebots noch einmal bestätigt.
Wie können Unternehmen dieses Potential ausnutzen und warum reicht das aktuelle Angebot für Konsumenten nicht aus?
Auch hier zeigt die Studie wieder die Preissensibilität der deutschen Konsumenten. Während zum Beispiel in der Kategorie „Fleisch / Fisch“ 35% der Befragten aus Deutschland angeben, dass mehr gesunde Produkte in dieser Kategorie nötig sind, sind nur 8% bereit, auch mehr dafür auszugeben. International hingegen sagen 49% der Befragten, dass mehr gesunde Produkte notwendig sind und 15% wären bereit, mehr dafür auszugeben.
Damit wird die Herausforderung für den deutschen Einzelhandel deutlich: Die Nachfrage nach gesunden Produkten ist da, allerdings nur eine sehr geringe Bereitschaft, auch mehr dafür zu zahlen. Die Ankündigung von Aldi, spätestens ab 2030 nur noch Fleisch höherer Haltungsformen anzubieten, ist ein Schritt in diese Richtung und zeigt, dass der Trend bereits im deutschen Einzelhandel angekommen ist. Allerdings zeigt unsere Studie, dass weiterhin viel Potenzial im Bereich bezahlbarer gesunder Produkte besteht und Unternehmen reagieren müssen.
Auch Tim Thiele hat vor kurzem in einem Interview mit der Lebensmittelzeitung über dieses Thema gesprochen (Artikel hinter Paywall). Weitere Details sowie Handlungsempfehlungen finden Sie außerdem in der „AlixPartners 2021 Health & Wellness Studie“.