„Management by Hoffnung“ hilft Unternehmen nicht weiter: Kennen Sie wirklich alle Risiken, denen Ihr Unternehmen aktuell ausgesetzt ist? Und können Ihre Systeme Risiken erkennen und überwachen?
Im aktuellen Umfeld werden einige Risiken schneller und unmittelbarer ersichtlich als andere. Nehmen wir das Beispiel des Lebensmitteleinzelhandels: Mehl- und Speiseöl-Preise sind stark gestiegen und Warenlieferketten unterbrochen, was zur Knappheit in den Geschäften führt. Dies zumindest die kurzfristigen Effekte.
Aber wie mag es in 3, 6 oder 9 Monaten aussehen? Welches ist (zum Beispiel) die nächste knappe Ressource? Ein gutes Risikoerkennungs- und -überwachungssystem und die richtigen Frühwarnindikatoren erlauben es einem Unternehmen, auch solche Risiken zu beobachten, die möglicherweise erst auf den zweiten Blick ersichtlich werden.
„Wie schlimm kann es schon werden?“ Haben Sie alle Möglichkeiten durchdacht und kennen Sie Ihr Worst-Case-Szenario?
Nehmen wir an, Sie kennen Ihre Risiken. Wie drastisch bewerten Sie nun die Auswirkung auf den künftigen Geschäftsverlauf? Der Automobilindustrie ist zum Beispiel grundsätzlich bekannt, dass bestimmte seltene Erden aus Russland bzw. der Ukraine für die Herstellung von Halbleitern erforderlich sind. Und ohne Halbleiter gibt es kein modernes Auto. Aber was bedeutet das nun konkret für das Ergebnis in einem Jahr? Grundsätzlich kann man diesen Unsicherheiten mit dem Ansatz begegnen, in Szenarien zu denken, um auf den wahrscheinlichsten, aber eben auch den schlimmsten Fall vorbereitet zu sein. Auf das Beste hoffen, können Sie dann immer noch.
Ja, auch das gefürchtete Worst-Case-Szenario muss zu Ende gedacht werden, denn „Management by Hoffnung“ hat vermutlich noch kein Unternehmen vor einer Krise bewahrt. So sehr Unternehmen den Eintritt des schlimmsten Falls vermeiden wollen, so sehr müssen sie sich (allein schon haftungsrechtlich) dennoch darauf vorbereiten. Ein professionelles Risikomanagement beinhaltet auch die regelmäßige Prüfung, ob Insolvenzantragsgründe vorliegen. Dies war wahrscheinlich nie wichtiger als jetzt.
Aber was tun, wenn der Risikofall eintritt? Haben Sie die richtigen Gegenmaßnahmen zur Hand? Und setzen Sie diese dann erfolgreich um?
In Szenarien zu denken, schließt auch das vorausschauende Planen von Gegenmaßnahmen mit ein. Denn im Fall aller Fälle geht es Schlag auf Schlag.
Dann sind zwei Dinge besonders wichtig: (1) Geschwindigkeit – denn trotz professionellem Risikomanagement werden Unternehmen (oder ganze Industrien) von Situationen immer wieder überrascht und (2) Umsetzbarkeit – denn Krisensituationen sind nicht die Zeit für Konzeptpapiere, sondern für rasches Handeln und Ergebnisse.
Bei Planung und Umsetzung von Maßnahmen kommt es darauf an, fokussierte und erfahrene Teams zu bilden, die Restrukturierungsexpertise mitbringen, die richtigen Akzente setzen und das Ruder herumreißen.
Und zu guter Letzt: Die Stakeholder nicht vergessen!
Ein starkes Vertrauensverhältnis mit allen Stakeholdern kann nun von unschätzbarem Wert und gar erfolgskritisch sein. Ein vertrauensvoller Lieferant kann so einen wertvollen Hinweis auf ein (für Sie noch nicht absehbares) Lieferrisiko geben. Ihre Hausbank kann im alles entscheidenden Moment eine Zahlung nicht fällig stellen.
Hier kommt es auf Erfahrung und das richtige Fingerspitzengefühl an, um auch die Interessen Ihrer Stakeholder richtig einzuschätzen und sie zum richtigen Zeitpunkt partnerschaftlich einzubinden.